Atem Sein
Wenn dieser Kutter eines Wortes Leib –
und ich im Ursprung Atem bin
wenn dieses Meer, durch das ich treib,
durchflutet wird von Deinem Sinn,
wenn die Gezeiten, die mich tragen,
nur Zeugnis meines Flusses sind,
wenn in den Stürmen, die mich jagen,
den Hauch von Deiner Kraft ich find,
wenn all mein Wehen und mein Klagen
dem Sog nicht widerstehen kann,
wenn dieses feucht-verheulte Zagen
von Dir hinweggespült wird, dann –
ist Glaube möglich, weil die Klippen Wahn
und Steinzeit meiner Ängste sind,
ist Glaube möglich, weil der morsche Kahn
noch immer schifft im Gotteswind.
Maya
Atmender Duft der verstreichenden Zeit
im hastlosen Warten des Leibes
wird unberührtes Verlangen
zu bleibender Seligkeit.
So möchte ich fern sein von Dir:
Im Feuer verloschener Asche
verbrannt mein Begehren.
Im kühlenden Dunkel durchwachter Nacht
ein endloses Weichen der Schwere
wird tröstender Schmerz mir, der lacht
über das Tosen versandeter Meere.
Im Fortschritt – Marsch!
Unter Schnee verborgen
sollten die Gräser noch ruhen,
doch hektisch schon zieht überhitzter Morgen
aus prall gefüllten nächtlichen Truhen
sein herrisches Dasein hervor,
will Gräser und Blumen,
mitten im Winter,
die blühen, verblühen, verwelken zu früh,
bevor sie im Abfall ersticken.
Kinder schreien sich taub.
Niemals durften sie ahnen,
was rein war und reifte
in eigener Zeit.
Hoffen auf das letzte Wort
Nun hast im unerhörten Wort
du auch die letzte Stund verbracht,
in schwacher Hülle, krankem Hort,
im Dunkel halb verlebter Nacht.
Der Klang, der dich bald warm umhüllt,
ist endlos weit und tief,
derselbe Ton, der ihn erfüllt,
stammt von dem einen, der dich rief.
Hörst du der Stimme Schweigen?
So wirf die Furcht doch fort!
Und horch, ein stiller Reigen
erklingt an deinem Ort.
Lausch auf die Pausenharmonie,
nicht auf den Höllenklang,
erhasch des Wesens Melodie
wird dir in dieser Stunde bang.
Lob deinem Geist, der diesen Ton
in tausendfachen Farben singt,
damit er bald, du ahnst es schon,
gestaltfrei rundum neu erklingt.
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