Wunsch der Sterbenden
Drei Nächte atmen noch, wenn schon in dieser Stunde
die Feder still vor meinem Munde ruht
und jeder weitre Schnitt in meine Wunde
nichts mehr bewirkt, da starr verebbt das Blut.
Drei Nächte weinen und in meinem kalten Schoß
will ich dich wiegen, leis erklingt ein frühes Lied;
doch ahnst versteinert fern den stummen Reim du bloß,
der unerhört vor Trauer weiterzieht.
Drei Nächte wachen, dann bin ich allein
mir Reue schuldig, längst hast du mir ja vergeben.
Versuch in Scheue meinem Schöpfer nah zu sein,
erhoff Verständnis für mein unverstandnes Leben.
Drei Jahre harren, bis ich erdenfrei,
bis deine Trauer mich von jeder Pflicht entbindet;
gebar mich fröhlich dann als Luftmeers Melodei,
wünsch mir dein Lachen, das von meinem Wehen kündet.
Aus: Atem Sein. Gedichte und Fotografien vom anderen Ende der Liebe.
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